In der Wixhäuser Kirche sind zurzeit vier Restaurateure am Werk
Von Rebecca Keller, Evangelisches Dekanat Darmstadt-Stadt
DARMSTADT-WIXHAUSEN. Zurzeit werden die knapp 250 Jahre alten Apostelbilder in der Kirche von Wixhausen aufgearbeitet.
Es war höchste Zeit: „Wir müssen es jetzt machen, um es zu erhalten.“ Das stand für Pfarrer Ingo Stegmüller fest. Die Rede ist von den zwölf Apostelbildern und zwei Darstellungen von Taufe und Abendmahl an der Empore der Wixhäuser Kirche. Hier ist Stegmüller seit vier Jahren Pfarrer. Gemeinsam mit seinem Kirchenvorstand hat er entschieden, die stark beschädigten Werke in der Kirche restaurieren zu lassen.
Seit Anfang März sind nun Marja Sterzenbach, Janna Goethe, Peter Weller-Plate und Eik Lehmann dabei, die Gemälde zu erneuern. Dazu haben die vier freischaffenden Diplom-Restaurateure zunächst die Oberflächen mit Seife und destilliertem Wasser gereinigt. Fugen wurden mit Holzspänen aufgefüllt, Löcher mit Kanülen und Spritzen gestopft und das Ganze mit Kitt grundiert, wie Projektleiterin Marja Sterzenbach erläutert. Es folgte die Retusche: Hier sind die Maler nun dabei, mit Aquarellfarben Fehlstellen, zum Teil durch Punkten, mühevoll zu überarbeiten. „Wir wollen den ursprünglichen Charakter der Bilder erhalten und sie nicht Bilder zumalen“, so Marja Sterzenbach. Ganz am Schluss werden die Bilder mit Firniss versiegelt. Unter den Apostelbildern befindet sich auch das von Bartholomäus, dem Schutzpatron der Wixhäuser Kirche.
Vor allem den Ocker-Stich wollen die Restaurateure herausnehmen. Die Bilder wurden laut Chroniken 1776 von Hofmaler Johann Christoph Castner gemalt, wie Kirchenvorsteher Jürgen Jourdan weiß. Um etwa 1875 sind die 14 Bilder übermalt, später sogar zugenagelt worden. Vielleicht habe man diese gegenüber den sieben Bildern hinter der Kanzel, die die Passions- und Heilsgeschichte zeigen, als minderwertig erachtet, mutmaßt Jourdan. Er selbst könne sich noch an die grünen Bretter an der Empore erinnern, wie er erzählt. 1965/66 sind die Malereien wieder freigelegt worden, die Übermalung wurde entfernt. Es blieb seitdem aber ein Ockerton. 1993 hatte man die Beschädigung durch den Holzwurm an den Bildern behandelt, die Wurmgänge blieben sichtbar.
„Der Retusche-Aufwand ist wegen des starken Schädigungsgrades recht groß“, sagt Janna Goethe, nachdem sie, um Nachschub an Farben zu holen, vom Gerüst abgestiegen ist. Noch fehlten „Tiefe und Klarheit“. „Es ist schön, wenn es sich schließt“, sagt die Restaurateurin, „und man sieht, was sich aus dem Nebel erhebt“. Sie lobt die „tollen Bedingungen“ in der Wixhäuser Kirchengemeinde. Bei Kälte hätte diese etwa immer dafür gesorgt, dass die Kirche gut geheizt sei.
Neun Wochen brauchen die Restaurateure insgesamt, wie sie sagen. Mitte Mai sollen die Bilder in neuem Glanz erstrahlen. „Spätestens an der Kerb im August wollen wir den Abschluss der Restaurierung feiern“, kündigt Ingo Stegmüller schon mal an. Der Gottesdienstbetrieb ist durch die Arbeiten bislang nicht gestört worden. Die Gerüste werden jeweils vor dem Sonntag abgebaut und verstaut. „Das geht jedes Mal schneller“, sagt Jürgen Jourdan.
Die Maßnahme kostet 85000 Euro. Davon übernehmen Dekanat und Landesdenkmalamt zusammen 80 Prozent. Für den Rest, rund 17000 Euro, muss die Gemeinde selbst aufkommen. „Viele Privatleute haben schon gespendet“, aber die ganze Summe sei noch nicht erreicht, so Jourdan. Mit Veranstaltungen wie Konzerten des örtlichen symphonischen Blasorchesters bekommt die Gemeinde immer wieder Unterstützung und lässt sich auch weiterhin neue Spendenaktionen einfallen.
Zur Kirche in Wixhausen:
Der romanische Turm der Kirche wurde 1150 errichtet und ist das älteste Bauwerk Darmstadts. Ein im Turm befindliches manuelles Schlagwerk von 1517 ist noch in Betrieb. Die Saalkirche wurde 1774 bis 1776 barock erweitert. Seit 1951 befindet sich ein Fresko von Eberhard Schlotter an der Nordwand. Zwei „Physikfenster“ des Darmstädter Künstlers Thomas Duttenhoefer von 1997 beziehen sich auf die ortsansässige Gesellschaft für Schwerionenforschung (GSI).
Restauratorin Marja Sterzenbach beim Ausbessern eines der Apostelbilder.
Pfarrer Ingo Stegmüller und Kirchenvorstandsmitglied Jürgen Jourdan freuen sich,
dass die Arbeiten so gut vorankommen.